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Nachholendes Gedenken an die Opfer
des Nationalsozialismus:
Die verfolgten und vertriebenen,
verschleppten und ermordeten Juden
Ein letztes Foto von Ruth Eichenwald mit ihren Kindern,
aufgenommen in Krefeld vor der angekĂĽndigten Deportation. Augenzeugen berichteten, dass die junge Mutter vor ihrer eigenen Ermordung mit ansehen musste, wie ihre Kinder im
Ghetto von Riga erschlagen wurden.
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Unter den verfolgten und ermordeten Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft nehmen
die BĂĽrgerinnen und BĂĽrger jĂĽdischer Konfession einen besonderen Platz ein, da sie zum vorrangigen Objekt eines ideologisch vorbereiteten, administrativ organisierten und industriell
vollzogenen Massenmords wurden. Der Holocaust an den deutschen und europäischen Juden war einzigartig und repräsentiert die systematische Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus. Antisemitismus und Rassismus,
„Volksgemeinschafts”-Wahn und Kriegspolitik entfalteten eine politische und gesellschaftliche Dynamik, die von der Anfeindung, Ausgrenzung und Entrechtung zur Vertreibung, Verschleppung und
Ermordung der Juden fĂĽhrte.
Auch Billerbecker sind unter den Opfern der Shoah. Ihre Namen verzeichnet die neue Gedenktafel – in
dieser Form des öffentlichen und ständigen Gedenkens erstmalig in Billerbeck.
Die „Endlösung der Judenfrage“, so der menschenverachtende und technokratische
Nazi-Jargon, steht fĂĽr den tiefen Zivilisationsbruch deutscher Geschichte im 20. Jahrhundert. Kein Kapitel der NS-Geschichte ist inzwischen so gut
erforscht wie das der Judenvernichtung, keiner Opfergruppe wird so intensiv und empathisch gedacht wie der der Juden.
Und dennoch: Der Weg der Vergangenheitsaufarbeitung ist gekennzeichnet von
Mängeln und Versäumnissen, nicht nur, aber auch in Billerbeck, ganz besonders im Hinblick auf eine kritische Täter- und Gesellschaftsgeschichte.
Das Buch “Zersplitterte Sterne” erinnert an jüdische Familien in Billerbeck
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Verspätet und erst ansatzweise wird die Geschichte der Juden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in
Billerbeck erforscht. Zuletzt, Anfang September 2002, hat der Förderverein Mahnmal das Lesebuch „Zersplitterte Sterne” herausgegeben, das an die jüdischen Familien in Billerbeck erinnert.
Das lokale Gedenkverhalten geht von der überlangen Phasen des Beschweigens, Verdrängens und
Unterlassens seit wenigen Jahren in eine Phase des nachholenden Erinnerns und aktiven Gedenkens ĂĽber.
Seit den späten 1980er Jahre findet alljährlich zum 9. November, dem Jahrestag der Pogromnacht von
1938, eine Gedenkstunde statt, die von einem ökumenischen Arbeitskreis der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden vorbereitet wird.
Der Begriff Holocaust
ist aus dem Amerikanischen in den späten 1970er Jahren in den Sprachgebrauch der Bundesrepublik eingewandert. Er stammt ursprünglich aus dem Griechischen und bezeichnet ein „Brandopfer“. Im übertragenen Sinn steht Holocaust für die Massenvernichtung der Juden im Nationalsozialismus.
Seit den späten 1980er Jahren wird immer häufiger der Begriff Shoah
verwendet. Der Begriff Holocaust kann falsche Assoziationen wecken, denn die Massenvernichtung der Juden war kein religiöses Brandopfer, sondern ein Menschheitsverbrechen des deutschen Nationalsozialismus. Das Wort Shoah stammt aus dem Neuhebräischen und wird heute, wie das Wort Auschwitz, vielfach als Chiffre für die Massenermordung der Juden benutzt.
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Im Sommer 2000 wurde ein kleiner Weg nach Hannelore Stein benannt. Sie wurde 1927 in
Billerbeck geboren, 1941 von Münster aus in das Ghetto in Riga (Lettland) deportiert und 1944 im Konzentrationslager Stutthof bei Danzig ermordet. Der Name des Mädchen steht „stellvertretend für alle jüdischen
Mitbürger, die während der NS-Zeit verfolgt oder umgebracht wurden”.
Am 16. Februar 2002 erschien im „Billerbecker Anzeiger” eine Anzeige des Fördervereins
Mahnmal, die an das Schicksal von Ruth Eichenwald, geborene Albersheim (* 1915), und ihren beiden Kindern Rolf (* 1936) und Eva (* 1937) erinnerte. Vor 60 Jahren waren die drei
Billerbecker nach Riga deportiert worden; die Kinder sollen vor den Augen der Mutter erschlagen worden sein.
Diese Familie stand auch im Mittelpunkt des Beitrags, den die SchĂĽler-Arbeitsgruppe
„Spuren finden” von der Städtischen Realschule Billerbeck in der Gedenkstunde zum Volkstrauertag am 17. November 2002 gestaltete (mehr
).
weiter: Nachholendes Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus:
Die Billerbecker Shoah-Opfer auf der neuen Gedenktafel
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