Eine Zeitzeugin berichtet

Wolfgang Suwelack zu Besuch bei Anna Uhlmann

Auf einer Rotary-Tour mit Freunden in Amerika traf Wolfgang Suwelack im Sommer 2001 die in Billerbeck geborene Anna Uhlmann in Chicago. Zu einem Gespräch traf sich der Vorsitzende des Fördervereins Mahnmal Billerbeck e.V. mit der fast 90-jährigen Dame im Allerton Crown Plaza Hotel.

“Anna Uhlmann, geborene Albersheim, war voller Freude über die Begegnung mit uns aus ihrer alten Heimat”, berichtete Wolfgang Suwelack. Sie spricht akzentfreies Deutsch, denn zusammen mit ihrem Mann hat sie in Amerika die deutsche Muttersprache gepflegt und immer mit ihm Deutsch gesprochen. Er ist vor drei Jahren gestorben.

Ihr Sohn George spricht gutes Deutsch und brachte seine Mutter zum Hotel. Er selbst wohnt nicht in Chicago, folgte aber mit großem Interesse dem Gespräch und versicherte, einmal die alte Heimat seiner Mutter besuchen zu wollen.

Anna Uhlmann begann über die lange vergangene Zeit zu erzählen, die sie in

 

Anna Uhlmann

Deutschland verlebt hat. Sie, eine geborene Albersheim ist in Billerbeck zusammen mit drei Brüdern aufgewachsen. Neben Hesslings auf der Münsterstraáe haben sie gewohnt.

Ihre Eltern pflegten den Kontakt mit den Schwerings, den Suwelacks und Brockmanns. "Das waren alle ganz feine Leute", erklärte Anne Uhlmann.

Einer ihrer Brüder habe im Hause Schwering mit Vergnügen Schach gespielt, Ludger Brockmann sei ein lieber Spielgefährte ihrer Brüder gewesen, die Schwester Mia konnte exzellent Tennis spielen, erinnerte sich Anne Uhlmann. Sehr schön sei sie gewesen mit langem schwarzen Haar, dabei auch wohl stolz, berichtete Anna Uhlmann

 

 Die Familie zog nach Vreden, wo Anna Uhlmann dann auch die Schule besucht hat.  Später besuchte sie das Aufbaugymnasium in Coesfeld. "Ich war dort nicht glücklich und habe mich diskriminiert gefühlt", erinnert sich die alte Dame. Den Antisemitismus habe sie besonders gespürt, als sie in der Klasse Shakespeare's ,,Der Mohr von Venedig" gelesen und besprochen haben. ,,Wie konnte Shakespeare so etwas schreiben?"

Immer wieder aber versicherte sie im Gespräch mit Wolfgang Suwelack: ,,Nicht alle Deutschen haben sich antisemitisch verhalten." Sie habe keinen Hass auf Deutschland.

Dann zeigte sie noch Fotos aus den Billerbecker Jahren von Freunden, Bekannten und manche alte Stadtansicht. “Mit inniger Freude war sie vertieft in die Erinnerung ihrer Kindheit in Billerbeck und Vreden, blickt Wolfgang Suwelack auf das Gespräch zurück. Sie will Bilder und Briefe kopieren, damit sie in das geplante zweite Buch des Erinnerns mit einfließen können.