Wolfgang Winter, Berthold Hörbelt

“Kapelle der
Friedfertigkeit“

1925/26 und 2001

 

Konzept zur Umwidmung des Kriegerehrenmals - Billerbeck zu Ehren der im 1. Weltkrieg Gefallenen zu einem Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft

 


Das Kriegerehrenmal um 1926

Der Ort: 

Im Zentrum der Stadt Billerbeck - gegenüberliegend dem Hauptportal des Billerbecker Domes - befindet sich die nach den Entwürfen des Bildhauers und Architekten Bernd Meyer in den Jahren 1925-26 im neobarocken Stil errichtete Kapelle. Vorbild für die architektonische Gestaltung war die barocke Ludgerus -Sterbekapelle, von Peter Pictorius d.J. 1732 errichtet, die 1890 dem Neubau des Billerbecker Domes weichen musste. Im Innern des Gebäudes aus Baumberger Buntsandstein befindet sich ein Steinkreuz auf Sockel, die Wände sind mit den Namen der Billerbecker Gefallenen des ersten Weltkrieges sowie weiterer an den Kriegsfolgen Verstorbener beschriftet.

Den ursprünglich kreisrund geöffneten Dachabschluss bilden seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts einige Glasbausteine verschiedener Färbung. Die Billerbecker Kapelle ist „unter den Denkmälern dieser Zeit in Westfalen nicht nur baukünstlerisch eine der bedeutendsten, sondern auch aufgrund ihrer inhaltli­chen Gestaltung durch schlichte Schrifttafeln unter betontem Verzicht auf Glorifizierung der Kriegskameradschaft, der Nationoder des Krieges“. (Zitat, Westfälisches Amt für Denkmalpflege zur geplanten Umgestaltung des Kriegerehrenmals zu einem Mahnmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, 12.02.1999.

Der Eingriff:

 1. Die bauliche Substanz der Kapelle soll behutsam saniert werden.

 2. Die Benennung KRIEGEREHRENMAL wird ersetzt durch den Namen KAPELLE DER FRIEDFERTIGKEIT.

 3. Um den Bau zur Geltung zu bringen, legte Meyer eine erhöhte, barockisierende Platzanlage zur Inszenierung der Kapelle an. Vom Niveau der Straße aus steigt man über fünf Stufen hinauf zu einem ersten Ruhepodest und von da aus weitere fünf Stufen hinauf zum Vorplatz der Kapelle. Eine rote Kunststeinscheibe wird nun in das Ruhepodest am Fuß der Kapelle eingelassen - als minimalistisches skulpturales Element und Bühne für ein im Folgenden beschriebenes Ritual:

 4. Für den Zeitraum von 13 Jahren angelegt, wird allsonntäglich zu gleicher Uhrzeit und bei jeder Witterung und Jahreszeit ein Musiksolist oder ein kleines Ensemble ein etwa fünfminütiges Musikstück auf dem roten Plateau vor der Kapelle aufführen. Die Begrenzung auf dreizehn Jahre ergibt sich durch den vorgesehenen finanziellen Etat. Der Kompositionsauftrag zu diesem Musikstück wird seitens der Künstler an den Komponisten Friedrich Jaecker vergeben. Die Qualität und Kontinuität der Aufführung des Stückes durch entsprechende Musiker wird mittels eines angemessenen Honorares als Aufwandentschädigung gefördert.

 Realisierung:

 Im Jahr 2000 wurde das Musikstück WENN NICHT DU von dem Kölner Komponisten Prof. Friedrich Jaecker in Anlehnung an die alte gregorianische Antiphon „Da pacem Domine“ komponiert. Auf einer rot eingefärbten Kunststein - Bodenplatte am Fuß der inzwischen sanierten KAPELLE DER FRIEDFERTIGKEIT BILLERBECK wird das Musikstück ab April 2001 allsonntäglich und bei jeder Witterung von geeigneten Solisten vorgetragen.

 Nach ausgiebiger Auseinandersetzung und Diskussion über die Sinnfälligkeit eines Denkmals seitens der Billerbecker Bürger und der Initiatoren konnte man sich darauf einigen, oben beschriebenen Langzeitversuch in Billerbeck durchzuführen.